Die Geschichte meiner Dampflok

1. Wie die Jungfrau zum Kind...

Alles begann im Januar 2006, als ich zum 3. Male beim Echtdampf Hallentreffen in Januar teilnahm. Ich war wieder mit meiner damaligen Torfbahn vor Ort und hatte als Zugloks meine große Gmeinder und meinen Strüver Schienenkuli dabei. Noch freitags früh schwor ich mir auf dem Weg nach Sinsheim, dass ich dieses Jahr kein Geld ausgeben wolle..... Tja....

In Sinsheim angekommen wurde ich von einem alten Bekannten auf mein damaliges Projekt, einer Dampflok mit E-Antrieb, angesprochen und ermutigt dieses durchzuziehen. So sah man mich von nun an öfters bei Hannes und seiner "zornigen Ameise" rumlungern, denn wenn ich je eine Dampflok haben wollte... solch eine O&K-Maschine sollte es sein.

Es war am Samstagmorgen, als ich durch das Regelspur-BW der Halle 2 schlenderte und aus dem Augenwinkel eine kleine Feldbahnlok entdeckte. Ein kurzer Blick lies mich gleich erahnen, dass es doch eine Schwester der "zornigen Ameise" sein musste und so kam ich wenig später zusammen mit Hannes vorbei um die Lok genauer zu mustern. Ihm fielen gleich ein paar konstruktive Veränderungen auf und es wurde gefachsimpelt.

Als es dann gegen Abend der Nachtfahrt-Party entgegen ging, traf ich auf dem Weg zum Essen eine Gruppe von Bekannten und wollte fragen, ob sie nicht mit kommen wollten. Hannes platzte mir gleich entgegen und meinte, dass die Lok zu verkaufen sei. Ich stand erstmal etwas ratlos verwirrt. "Na die Matius da vorne..." Meine etwas plumpe antwort war in etwa "Was? Wie viel?"... Das wusste aber nun keiner so genau... Also nichts wie hin und hoffen, den Eigentümer anzutreffen. Der kam dann nach kurzer Zeit auch dazu und musste mir gleich mal ein paar Fragen beantworten ;-)

Ich stand nun vor ein paar "Problemen" : Geld hatte ich... Der Preis war mehr als Okay... Doch was würde mein Vater dazu sagen... Oder schlimmer noch meine damalige Freundin... und will ich das wirklich...? Okay. Streichen wir die letzte Frage wieder... Nachdem ich also eine Nacht drüber geschlafen hatte (na ja.. eigentlich eher schlaflos hin und her gewälzt) ging's Sonntag gleich wieder zur Lok und es wurde gefeilscht. Nach ein paar erfolgreichen Proberunden auf der Anlage in der Halle 1 war der Entschluss gefasst - Die kauf ich!!!

Als dann schließlich alle Formalitäten geklärt waren schaffte ich meine Neuanschaffung hinüber in die Halle 4 zu meinem übrigen Rollmaterial für eine erste Stellprobe. Und dann kam erst das böse erwachen - Ich hatte gar kein Platz mehr im Auto um sie nach Hause zu bringen :-( Zum Glück erklärten sich ein paar Freunde aus dem Saarland bereit die Lok mitzunehmen, da sie noch einen Platz auf ihrem Anhänger frei hatten. Den Tender schnallte ich mit einem Spanngurt auf meinen Hänger und so ging's dann stolz und mit leerem, Geldbeutel nach Hause. Und hier stand sie nun...

2. Die ersten Umbauten

Es begann eine große Recherche nach dem Vorbild der Lok, einer 20PS O&K Feldbahndampflok, und nach entsprechendem Bildmaterial. Mit den gesammelten Informationen machte ich mich dann daran, die Lok optisch etwas zu überarbeiten. So spendierte ich ihr zunächst ein neues Führerhaus mit Drehfenstern und ein paar weitere Details.

Ihr erster großer Auftritt erfolgte dann etwas später im Feldbahn-Museum in Frankfurt, anlässlich der Modellbautage. Zurück von der Veranstaltung störte ich mich etwas an der Optik auf den Bildern.

Der Schwarze Tenderrahmen passte nicht zum roten Rahmen der Lok... also Pinsel raus und los geht's. Bei der Aktion wurden dann auch ein paar weitere Anschriften aufgebracht und ein Teil der Messingteile schwarz lackiert. So fuhr ich dann Ende Mai ins Huserland zum dortigen Fahrtag. Hannes hatte mich eingeladen und wir nutzen die Gelegenheit trotz des miesen Regenwetters für Doppeltraktionen und einem schönen Tag voller Spaß.

Und da ich immer wieder großen Spaß daran habe an der Lok zu schrauben und zu arbeiten, machte ich mich an die nächsten Arbeiten. So wurde das vordere Tenderdrehgestell, welches nur ein einfaches Innenrahmen-Drehgestell war, mit einer optischen Blende zu versehen, damit dieses dem hinteren Archbar-Truck ähnelt. Die optische Wirkung war enorm.

Im Spätjahr 2006 stand dann die erste Revision auf dem Plan. Die Lok wurde zerlegt, gereinigt und wieder zusammen gebaut. Dabei wurden die Wasserrohre teilweise neu verlegt und ein paar andere Details verändert. Zum Neujahrsdampfen in Gustavsburg stand sie wieder fertig auf dem Gleis und dampfte ihre Runden auf der Anlage von Klaus Wagner in Mainz.

3. Im frischen Kleid nach Sinsheim

Damit waren es noch 2 Wochen bis Sinsheim... und was macht man da? Na klar, man bastelt wieder an der Lok rum. Ein Feldbahn-Freund aus Dresden versorgte mich mit entsprechenden Informationen, um weitere O&K-typische Merkmale an der Lok umzusetzen. So wurde z.B. die Kesselstütze umgearbeitet, es wurden neue Schilder angeschraubt und die Lok erhielt einen dunklen Zierstreifen entlang der Führerhaus- und Tenderkanten. In diesem Outfit, welches als Überraschung erst in Sinsheim dem Publikum präsentiert wurde, ging es dann in 3 Tage Messeeinsatz. Highlight dürften die schweren Holzzüge gewesen sein, bei denen die kleine Dampflok ganz schön gefordert wurde.

4. Mit neuem Gesicht auf der Eusserthalbahn

Doch sicher konnte man sich schon denken, dass es nicht lange bei dieser Ausführung der Lok bleiben würde. Nach einem weiteren Einsatz auf der Gartenbahn von Klaus Wagner ging es wieder in die Werkstatt und ich begann damit, die Lok etwas aufzupeppen, damit sie bulliger wirkt... Meine Idee waren seitliche Wasserkästen entlang des Kessels. Mit dieser Lösung wollte ich zugleich auch etwas mehr Gewicht auf die Lok bekommen, um die Zugkraft zu verbessern. Die Kästen wurden von einem bekannten aus Stahlblech gefertigt und wurden dann an die Lok montiert. somit stand nun schon die 4. Ausführung der Lok auf dem Gleis.

Doch irgendwie war ich immer noch nicht so richtig zufrieden mit der Maschine. Nachdem es dann im Laufe des Jahres 2007 einige Veränderungen bei mir gab, habe ich gegen Ende des Jahres beschlossen, daß ich auch meine große Modellbahn umstricken werde. Getreu dem Motto - Wenn schon ein Neuanfang, dann konsequent...

5. Über das große Wasser in die USA

Somit wurde die Eusserthalbahn eingestellt und zunächst die "Bear Creek Lumber Co." ins Leben gerufen, welche später zur "Bear Creek Lumber & Railroad" erweitert wurde. Und für diese neue Bahn nach US-Vorbildern brauchte ich natürlich auch eine Zugkräftige Dampflok nach US-Vorbild. Es dauerte gleich mehrere Wochen bis ich mich für eine endgültige Wahl entscheiden konnte. Ausschlaggebend war eine keine Forney, welche zurzeit bei einer Museumsbahn in Maine fährt. Achsstand, ursprüngliche Vorbildspurweite und Raddurchmesser passten soweit. Der Kessel konnte ebenfalls so verwendet werden. Lediglich der Rahmen hatte die falsche Bauform, doch darüber wollte ich hinwegsehen.

Somit begann der Umbau der alten Dampflok #2 "Diana" der Eusserthalbahn zur #4 "Christine" der BCL&RR.

Man bemerke dabei, dass der Umbau wieder kurz vor Sinsheim statt fand und somit unter großem Zeitdruck, zumal es öfters zu ungeplanten Problemen kam. Doch zur Messe war die Lok dann wenigstens wieder Fahrbereit. Die restlichen Kleinteile kamen dann nach der Ausstellung an die Reihe. Nachdem die frisch gebackene Forney "Christine" endlich den Status "FERTIG" bekommen hatte, kam es gleich bei der Jungfernfahrt am Ostermontag zum nächsten Malheur... Bei einer Entgleisung riss "mal wieder" die Wasserzuleitung der Achspumpen ab...

6. "Christine" geht in die Verlängerung

Das bedeutete wieder => Lok zerlegen, Kessel abnehmen, Achspumpen ausbauen und... Diesmal wollte ich es gescheit machen. Von daher wurde Material besorgt um die ganzen Krankheiten möglichst umfassend auszumerzen. Außerdem wollte ich die Lok mit ein paar weiteren Kleinteilen tunen. Mit dabei eine US-Dampfpfeife und ein Injektor, um endlich auch im Stand Wasser speisen zu können.

Und da die Lok schon mal zerlegt war kamen mir gleich noch ein paar andere Dinge in den Sinn. Das Fahrwerk wurde neu abgestimmt und ausbalanciert, so dass nun die Treibachsen mit genügend Gewicht auf dem Gleis stehen, was der Traktion zu gute kommt. Des Weiteren wurde mit geringem Aufwand die Gesamtoptik verbessert, in dem die Lok vorne um 30mm und hinten um 75mm verlängert wurde. Dadurch konnte der zu kurze Wasserkasten gegen einen längeren getauscht werden und das Führerhaus nach hinten wandern.

7. Umbau zur "Logging Forney"

Um die Lokomotive auch für andere Aufgaben im Wald einsetzen zu können habe ich auf der vorderen Pufferbohle eine Dampf-Seilwinde montiert. Mehr über den Bau der Seilwinde könnt ihr in meinen Werkstattberichten lesen. Nun kann die Forney auch zum Holzrücken oder Ver- bzw. Entladen von Holz verwendet werden.

8. Die Lok heißt nun "Maggie" und wurde farblich etwas angepasst

Damit die Lok für die neue Saison fit ist habe ich im Sommer 2010 einige Dinge an der Lok verbessert. So wurden die Holzteile des Rahmens dunkelbraun gebeizt und das Führerhaus innen in Avocado neu gestrichen. Das Dach hat endlich eine Haut aus Stoff bekommen und es wurden ein paar Messingteile der Seilwinden-Dampfmaschine schwarz lackiert um den Spielzeug-Look zu nehmen.

9. Rückbau zur normalen Forney

2013 standen umfangreiche Wartungsarbeiten und Reparaturen an. In diesem Zuge wurde die Lok komplett zerlegt, gereinigt und neu aufgebaut. Dabei hat sie ihre Seilwinde verloren und wurde als normale "Streckenlok" wieder in Betrieb genommen. Sie soll in Zukunft vor den Personen und Güterzügen eingesetzt werden, während die Shay die Arbeiten der Waldbahn übernimmt.